Futtermittelunverträglichkeiten

Futtermittelunverträglichkeiten werden oft fälschlicherweise als Allergien diagnostiziert. In der Praxis spielt es jedoch kaum eine Rolle, ob es sich bei Futtermittel um eine Intoleranz oder eine Allergie handelt, der Stoff, der eine negative Reaktion auslöst, muss erstmal gemieden werden.

Bei einer Intoleranz erfolgt keine Reaktion des Immunsystems, sondern der Hund kann aus diversen Gründen einen Stoff nicht verwerten oder vertragen. Möglicherweise fehlen ihm einfach die nötigen Enzyme, z.B. bei einer Laktoseintoleranz, oder er verträgt bestimmte Zusatz- bzw. Konservierungs- oder Farbstoffe nicht.

Bei Allergien ist häufig eine fehlende „orale Toleranz“ der Hintergrund. Der Begriff „orale Toleranz“ beschreibt den Vorgang, bei dem der Magen-Darm-Trakt lernt, die aufgenommene Nahrung als Nährstoff zu erkennen, damit keine allergische Reaktion erfolgt. Dabei wird erstmal bei allen aufgenommenen Fremdstoffen unterschieden, ob sie potentiell gefährlich (Erreger) oder ungefährlich (Nährstoffe) sind. Durch verschiedene Lymphozyten, die die Immunreaktionen unterdrücken, bekommt das Immunsystem mit Hilfe bestimmter Botenstoffe die Information, die gelösten Moleküle der aufgenommenen Nahrung nicht anzugreifen. Wegen der hohen Antigenspezifität der „oralen Toleranz“ findet eine Abwehr gegen Krankheitserreger trotzdem statt. Die „orale Toleranz“ verhindert also, dass ein Welpe, der gerade beginnt fremde Nahrung zu sich zu nehmen, allergische Reaktionen gegen diese Fremdstoffe entwickelt und sorgt dafür, dass er dennoch gegen Erreger geschützt ist.

Viele Futtermittelallergien beginnen mit der Entwöhnung der Welpen.

Die Forschung über „orale Toleranz“ ist noch nicht weit fortgeschritten, deshalb sind nicht alle Vorgänge und Einflussfaktoren bekannt. Futtermittelallergien haben in den letzten fünfzig Jahren enorm zugenommen. Vermutlich hat das auch damit zu tun, dass Welpen, die mit Fertigfutterprodukten entwöhnt werden, eher dazu neigen, keine „orale Toleranz“ zu bestimmten Nährstoffen zu entwickeln, da der Darm mit zu vielen Nährstoffen auf einmal konfrontiert wird.

Da Allergietests gewöhnlich sehr unzuverlässig sind, macht es wenig Sinn, sie bei Futtermittelallergien bzw. -unverträglichkeiten durchzuführen, denn Futtermittelunverträglichkeiten werden durch Allergietests nicht erkennbar. Die beste Möglichkeit bleibt die Ernährung ohne die Stoffe zu gestalten, auf die der Hund reagiert. Das heißt auch, dass man den Hund am besten mit frischen, unbehandelten, unveränderten Lebensmitteln füttert. Oft ist das Problem einer Futtermittelunverträglichkeit schon dadurch gelöst, dass der Hund auf die BARF-Ernährung umgestellt wird.

Um zu ermitteln welche Stoffe der Hund nicht verträgt, ist eine Ausschlussdiät nach wie vor die beste Methode.

Bevor Sie eine Ausschlussdiät beginnen, können Sie erstmal die als am häufigsten bekannten Auslöser vom Speiseplan Ihres Hundes eliminieren. Dazu gehören in erster Linie

glutenhaltige Getreidesorten, wie z.B.

Weizen, Gerste, Hafer und Roggen.

Glutenfrei dagegen sind:

Amaranth, Buchweizen, Hirse, Mais, Quinoa, Reis und Kartoffeln.

Weitere bekannte Auslöser sind

Milchprodukte, Soja, Eier, Leinsamenöl, Rind, Huhn und Lamm.

Hilfreiche Zusätze bei Allergien sind

Antioxidantien,Omega 3 Fischöl, Enzyme, Nachtkerzenöl und Borretschöl.

Kräuter können zusätzliche Linderung verschaffen, z.B.

Rehmannia, große Klette, Klettenlabkraut, Ampfergrindwurzel, Rotklee, Sarsaparilla und Brennessel.

Eine Ausschlussdiät ist die beste Möglichkeit festzustellen, was der Hund verträgt und was nicht. Es ist hilfreich dabei ein Futtertagebuch zu führen. In Ihrem Tagebuch schreiben Sie erstmal alles auf, was der Hund in seinem bisherigen Leben zu fressen bekommen hat. Seien Sie dabei unbedingt gründlich!

 

— Schritt 1 —

Zu Beginn der Ausschlussdiät müssen Sie eine Fleischquelle aussuchen, die der Hund noch NIE bekommen hat. Häufig wird hierzu Pferd, Kaninchen, Wild oder Fisch benutzt. Wichtig ist nur, dass Ihr Hund dieses Fleisch noch nie in seinem Leben bekommen hat. Dazu füttern Sie eine Kohlenhydratquelle, z.B. gekochte Kartoffeln, Reis oder eine glutenfreie Getreidesorte, die der Hund ebenfalls noch nie bekommen hat.

Ausschließlich diese zwei Komponenten werden dann mindestens vier, besser acht Wochen ohne irgendwelche anderen Zutaten gefüttert. Keine Leckerlis, kein Obst, kein Gemüse, keine Kräuter, keine Zusätze – nichts! Vielen Besitzern fällt das sehr schwer, aber es nutzt nichts, wenn Sie sich nicht streng an die Anleitung halten

 

— Schritt 2 —

Geht es dem Hund mit dem Futter nach dieser Zeit gut, können Sie jetzt Knochen vom selben Tier Ihrer Fleischquelle beifüttern. Diese Kombination füttern Sie ausschließlich für weitere zwei Wochen.

 

— Schritt 3 —

Jetzt können Sie eine neue Zutat hinzufügen, z.B. Karotten oder Spirulina. Das füttern Sie jetzt mit den anderen Zutaten eine Woche lang, außer es kommt zu einer Reaktion, dann wird diese Zutat nicht mehr gefüttert und kommt auf die Negativliste für Ihren Hund. Es ist wichtig, jede Zutat öfter zu füttern, denn eine Reaktion erfolgt häufig erst nach mehrmaligem Füttern. Zeigt der Hund nach einer Woche keine Reaktion, kommt diese neue Zutat auf die Positivliste in Ihrem Futtertagebuch und darf fortan gefüttert werden

 

— Schritt 4 —

Nun können Sie eine weitere Zutat einführen, z.B. ein Omega 3 Öl. Auch das wird erstmal eine Woche mit den Zutaten, die auf der Positivliste stehen, gefüttert. Wird dieses vertragen, haben Sie jetzt eine weitere Zutat auf Ihrer Positivliste

 

— Schritt 5 —

Im wöchentlichen Rhythmus führen Sie jetzt neue Zutaten ein, bis sie genügend Lebensmittel auf Ihrer Positivliste haben, um dem Hund eine abwechslungsreiche und ausgewogene Nahrung anbieten zu können. Haben Sie genügend Gemüsesorten auf Ihrer Positivliste, können Sie durchaus den Kohlenhydratanteil reduzieren bzw. entfernen.

 

Manchmal erlangt ein Hund mit einer Futtermittelallergie eine erneute „orale Toleranz“, wenn er über einen längeren Zeitraum mit dem allergieauslösenden Futtermittel nicht mehr konfrontiert worden ist, und verträgt es wieder. Deshalb können Sie nach einigen Monaten auch mal Futtermittel austesten, gegen die der Hund früher allergisch reagiert bzw. die er nicht toleriert hat. Dazu füttern Sie das Lebensmittel alleine und in kleinen Mengen über einige Tage. Mit etwas Glück hat der Hund keine Antikörper gegen den Stoff mehr und erreicht eine „orale Toleranz“.

 

Weiterhin viel Freude mit Ihren Hunden wünscht
Tierphysiotherapeutin Manuela Knaus